Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Mittwoch, 18. August 2010

Von Behörden und Agenturen

Die thailändische Botschaft in Berlin liegt recht ruhig, von Bäumen umringt im Stadtteil Steglitz. Die Ruhe scheint sich bestärkend auf die stoischen Beamten auszuwirken. Nein, wer nicht beweisen kann, dass er auch wirklich zweimal einreist, der bekommt auch kein Double-Entry-Visum, tut uns leid. Dass man nach Thailand auch zu Fuß (über die thai-laotische Freundschaftsbrücke zum Beispiek) oder Bus (von Kambodscha kommend zum Beispiel) kommen kann und daher kein Flugticket hat, ist nebensächlich und irrelevant, dann bitte bestätigte Hotelbuchungen im Land, von dem man wieder einreisen will, vorlegen. Ich gebe es auf und beantrage nur noch ein Single-Entry-Visum. Dafür sei ich aber noch zu früh dran, erklärt mir die reizende Lady ungerührt. Ich solle ein paar Tage warten, damit mein Einreisetag auch wirklich innerhalb der 3 kommenden Monate liegt, in der das Visum genutzt werden muss. Lächeln, lächeln, lächeln, sag ich mir. Aufregen bringt nun wirklich nichts. Da ich aber nicht so lange in Berlin bleibe, steh ich am nächsten Tag wieder in der Botschaft, diesmal mit einem frankierten Einschreiben, damit die Angestellte meinen Pass zurückschicken kann. Zack, sie krallt ihn sich, lächelt. "Bis wann ist denn der Pass fertig", frage ich. "Ich bin sicher, bis Anfang nächster Woche vielleicht", sagt sie. Sicher vielleicht, verstehe. Ein paar Tage später ist er tatsächlich da und alles war für die Katz. Einreisen muss ich vor dem 27.10., mein Flug geht aber erst am 27.10. Ich habe die theoretische Wahl, mich irgendwie nochmal mit den Behörden rumzuschlagen oder 40 Euro dafür zu zahlen, dass ich meinen Flug von Kathmandu nach Bangkok umbuchen kann. Trotz meiner Streitsüchtigkeit, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle, habe ich den 2. Weg gewählt ;-)

Die größere Angst hatte ich vor dem Chinavisum. Mein eigentlicher Job ist im Land der Mitte nicht ganz so beliebt, also schummle ich bisschen bei der Beantragung, wobei ich es tatsächlich geschafft hab, nicht wirklich zu lügen bei der Beschreibung, was ich als Volkswirtin so mache. Und bringe den Pass zu einer Visa-Agentur in Köln-Königsforst. Sieht von außen aus wir Papas Bastelstube in einer Garage. Die Angestellte ist eine Russin. Ich habe schon wieder das leicht gequälte Lächeln aus der Thaibotschaft. Nein, die von mir gewünschte Expressbearbeitung geht nicht so gut, blablabla, außerdem teuer etc... also gut, ich hol den Pass erst in zwei Wochen wieder ab. Tatsächlich ist er früher fertig. Und dann steh ich nachmittags vor den Türen der Garagenfirma unter der Pergola, zwinkere ständig die dicken Regentropfen weg, die mir ins Gesicht fallen, klingle mir den Finger wund - und keiner macht auf, keiner geht ans Telefon. Das gequälte Lächeln in meinem Gesicht existiert nicht mehr. Ich ähnle wahrscheinlich mehr James Bond aus Casino Royal, kurz bevor er am Waschbecken eines öffentlichen Klos seinen Gegner fertig macht. Letztlich belle ich auf den Anrufbeantworter, der mir mitteilt, dass sich alle Mitarbeiter im Gespräch befinden. Hilft auch nichts. Und mit letzter Kraft halte ich mich zurück, nicht auf dem schwarz glänzenden Lack der Agentur-BMWs vor der Tür ein paar Kratzer zu hinterlassen. Schließlich will ich ja noch was. Am nächsten Morgen steh ich wieder da. Ich hätte mich verhört, was die Öffnungszeiten angeht - "is akustisch manchmal Probleme, Sie wissen". Achso! Lächeln. Noch hat sie meinen Pass, die russische Maus. Erst, als ich ihn sicher habe und genau kontrolliert habe, wann mich die Chinesen reinlassen, werde ich ein paar akustisch eindeutige Worte los, bevor sie sich mit ihrer Piepsstimme dennoch ebenso akustisch eindeutig entschuldigt. Soll sie. Visumexpress sieht mich nie wieder.

Mittwoch, 4. August 2010

So langsam wird's ernst...irgendwie

Ich weiß nicht genau, wie viele Tage es noch sind. Doch nicht mehr so viele, das steht fest. Der Pass hat schon das Thailand-Visum, leider nur mit falschen Einreisedaten. Aber als nächstes muss erstmal das Chinavisum her. Mitte September geht es los, am 11.9... Drei Monate weg, quer durch einen Teil Asiens. Von Peking soll es mit einem Abstecher nach Xi'an, wo die Terracotta-Krieger stehen, in den Himalaya gehen, nach Tibet, hin zum heiligen Berg Kailash und dann, als Abschiedshighlight, bevor es mich nach Nepal zieht - zum Everest, zur Chomolungma, Sagarmatha, in welcher Sprache auch immer, dieser Berg hat es mir schon lange angetan. Nur ins Base Camp. Nur mal schnuppern. Nur mal am Zeh des Riesen kitzeln. Nur mal eine Ahnung bekommen von dem, was große Bergsteiger wie Reinhold Messner oder eine Gerlinde Kaltenbrunner bewältigt haben. In Nepal wird es mich wieder in die Berge ziehen, zur Annapurna, bevor ich dann das Flugzeug besteige und mich aufmache ins tropische Thailand. Mit dem Zug hinauf in den Nordosten, an den Mekong, wo ich in einem Dorf nahe Nongkhai einer Englischlehrerin vier Wochen lang beim Unterricht helfe. Und dann, nach einem kurzen Wochenendausflug nach Laos, lass ich es mir im Süden Thailands rund um Krabi gut gehen - vielleicht lerne ich klettern, tauchen, kajaken, wer weiß, eine Woche ist viel zu wenig Zeit...denn dann ruft schon wieder Bangkok, ein paar Tage bleiben mir da noch, bevor in den ersten Stunden des 11. Dezember das Flugzeug wieder gen Heimat abhebt...