Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Dienstag, 18. November 2014

Abschied Teil III



Wir sind auf das Schlimmste gefasst. Auf Brachflächen mit Trümmern. Verschüttete Straßen. Auf einen Kriegsschauplatz. Auf etwas, das uns betroffen umhaut. So wurde uns das Zentrum von Christchurch angekündigt. Im Winter 2011 wurde die Stadt hart getroffen von einem Erdbeben der Stärke 6,3. Und trotz vieler Aufbau-Bemühungen muss es auch drei Jahre danach noch recht wüst aussehen. Und dann stehen wir da, mitten im Zentrum. Und staunen. Über den Humor der Kiwis. Direkt neben der immer noch zerstörten Kathedrale preisen Schilder Stadtrundfahrten in die "Red Zone", die rote Zone an, die, die es am schlimmsten getroffen hat damals. Da werden in 3,5 Stunden "die aufregendsten Erdbeben-Sehenswürdigkeiten" abgeklappert. Wir kichern unwillkürlich. The show must go on... Und sonst? Ja, die Kathedrale und das angeschlagene Rathaus und all die anderen historischen Häuser, die das Beben beschädigt hat, all das wirkt erschreckend. Vor allem, weil es jederzeit wieder passieren kann. Doch Christchurch ist daran nicht zugrunde gegangen.










Das Leben geht weiter. Da ziehen die Geschäfte eben in Container, bunt wie eine Kunststadt, fröhlich wie ein Festival. Fast schon amerikanischer Optimismus springt einem entgegen. Zahlreiche Straßenkünstler machen das künstliche Containerviertel zu ihrer Bühne, auch wir schauen zu, essen herzhafte Burger, flanieren weiter zu einem Kanal, auf dem sich chinesische Touristen wie im Spreewald hin- und herschippern lassen. Und dieser schöne Park! Juchzenz schiebt Oskar seinen Buggy die Wege entlang, wackelt an Papas Hand über die Wiese, krabbelt in einen Bootsschuppen, nascht ein großes Eis.

Kleiner Mann vor großen Wahrheiten





Kriegsgefühle? Nein. Klar, die Wunden der Stadt sind groß. Und ob alle geheilt werden, unsicher. Doch die Garden City trägt ihren Namen zu Recht, immer noch. Die Parkanlagen sind toll. Und auch so - Christchurch ist wunderbar entspannt, finden wir. Meilenweit entfernt von Aucklander Hektik und Verkehrsgetümmel, obwohl sie die zweitgrößte Stadt des Landes ist. Wir wandern an Kricket- und Rugbyfeldern vorbei wieder raus aus dem Zentrum, erhaschen unseren Bus, der Fahrer guckt und fragt besorgt, ob wir denn wirklich wüssten, wo wir aussteigen müssen, er würde es uns sonst ansagen. Wo findet man denn in einer deutschen Großstadt solche Nettigkeit? Da wird uns glatt wieder das Herz schwer. Daheim in der Gastwohnung stehen schon unsere Rucksäcke, fast fertig gepackt für den großen Flug am nächsten Mittag, für die erste Etappe zurück nach Hause. Immerhin, wir trösten uns damit: Noch ist es nicht vorbei. Uns erwarten noch drei Tage Singapur. Also lassen wir Oskar heute so lange schaukeln, wie er will, auch wenn uns der kalte neuseeländische Wind längst wieder eingeholt hat und uns mitten im Sommer frösteln lässt. Das hat schon wieder was von Heimat, oder?

Auf Oskars Lieblingsspielplatz :-)

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