Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Montag, 24. November 2014

Singapur zum Zweiten

Die Hitze der Stadt ist schon am Morgen spürbar. Und das, obwohl das Fenster unseres Zimmers zum Treppenhof hin zeigt, die Klimaanlage vor sich hin schnurrt. Wir sind einfach Tropenhitze nach dem kühlen neuseeländischen Sommer nicht mehr gewohnt. Nur einem ist es mal wieder egal: Oskar. Der entdeckt grad, dass man wunderbar unters Bett krabbeln kann und draußen ein großer Spiegel steht, an den man herrlich Patschehändchen sehen kann. Supriya, unsere junge Vermieterin, nimmt's gelassen, nein, vielmehr begeistert auf: Sooooooo cuuuuute. Würde Oskar Englisch verstehen - sein Ego würde in Singapur ins Unermessliche steigen. Ist aber auch niedlich, der Kleine...

Dunst überm Hafen - unser Wohnzimmerblick

Direkt unten im Hochhaus ist eine kleine Shoppingmall mit einem Starbucks-ähnlichem Café. Wir ordern unser Frühstück, Oskar langt ordentlich zu. Und krabbelt dann wie immer durch die Gegend. Nur diesmal offenbar mit voller Windel. Wir bekommen das erst mit, als es zu spät ist. Oh man. Schon zum Frühstück action... Auf dem Programm steht heute Sentosa Island. Die kleine, zu einem Freizeitpark umfunktionierte Insel direkt vor Singapur, zu der man mit einer Seilbahn gelangen kann. Oskar findet das Ding fantastisch, fuchtelt die ganze Zeit mit seinen Händen in der Luft herum und macht Motor-Geräusche.



Sentosa Island unter uns



Auch auf der Insel fühlt sich Oskar wohl. Wir dagegen beäugen das Treiben etwas skeptisch. Zwar ist noch nicht viel los, aber es ist einfach alles etwas zu amerikanisch, zu kitschig die großen Betonlöwen, das viele Gold, die vielen Süßigkeiten am Straßenrand, die künstlichen Parks. Wir wollen uns das größte Aquarium der Welt anschauen. Mehr als 800 Arten Meeresgetier soll es beherbergen. Der Abschnitt "Open Ocean" ist dabei der beeindruckendste: 36 Meter lang ist die durchgängige Plexiglasscheibe, 8,30 Meter hoch und 70 Zentimeter dick. Dahinter schweben Mantarochen, Leopardenhaie. Klassische Musik im Hintergrund beschallt die Besucher, die fast in meditative Stimmung verfallen. Sogar Oskar steht ehrfürchtig am Glas und schaut hinaus in eine ihm sonst verborgene Welt.





Allein für dieses stille Spektakel inmitten schriller Ferieninsel-Atmosphäre hat sich der Besuch von Sentosa Island gelohnt, finden wir. Auch wenn wir recht schnell wieder eingeholt werden: Im gläsernen Tunnel durch das Wasser wird man fotografiert, und zeternden Waschweibern gleich zerren Frauen dann am Ende des Tunnels an einem herum, die einem für viel Geld ziemlich künstliche Fotos unter die Nase halten. Schrecklich! Oskar verfällt kurz danach in sein Mittagsschläfchen. Wir winken noch der Engländerin aus dem Flugzeug zu, bevor wir uns wieder raus in die Tropen wagen. Ein bisschen Strand muss sein. Aber wo is der bloß? Vor lauter Bebauung sieht man das Meer nicht mehr...






Wir haben es dann doch noch gefunden. Ein bisschen Sandstrand zwischen Bars und künstlicher Surfwelle in einem Pool. Oskar schleckt erst ein Eis, planscht dann mit Papa und wühlt dann im Sand, als würde er sich bis nach Hause durchgraben wollen. Doch daraus wird nichts, machen wir ihm begreiflich und zeigen auf den Himmel. Drohende Gewitterwolken bauen sich vor uns auf. Wenig später schüttet es derart, dass wir innerhalb von Sekunden durchgeweicht sind. Wir suchen Schutz in einem Kiosk, der so eiskalt klimatisiert ist, dass wir danach völlig durchgefroren sind.






Kurz vor Seilbahn treffen wir auf eine Gruppe reicher Inder. Und so schnell, wie Oskar auf dem Arm eines Inders saß und auch noch dessen Sonnenbrille auf hatte, konnte ich kaum gucken. Krass. Immerhin geben sie uns unseren Sohn artig zurück und sind dann auch so schnell weg, wie sie gekommen sind. Oskar stört's nicht. Na gut, doch, etwas schon. Er wollte die Brille eigentlich behalten :-)

Wir fahren bis zur anderen Endstation der Seilbahn, hier hat man eigentlich eine schöne Sicht von Singapurs höchstem Hügel, doch es regnet immer noch. Und uns knurrt der Magen. Chinatown ist nicht weit von unserer Unterkunft entfernt. Also los. In Chinatown ist alles schon geschmückt fürs Chinesische Neujahrsfest. Zielstrebig steuern wir durch die Straßen - kennen wir ja schon. Und landen just draußen an einerm Restaurant, was wir vor 2 Monaten mal fotografiert hatten. Oskar ist derweil in der Manduca eingeschlafen, während wir der Völlerei frönen und uns jeder ein Bier bestellen. Dass jedem von uns dann gleich eine 650ml-Flasche serviert wird, hätten wir nicht gedacht. Aber im heißen Singapur hat man halt Durst ;-)

Fotografiert im November, besucht im Januar :-)

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